Wie sieht die aktuelle Strategie aus? Was ist dabei die Rolle von Hessen Mobil?
Hessen Mobil hat bei der Umsetzung der Strategie zwei zentrale Rollen inne: Einmal als hessische Fördermittelstelle für Verkehrsinfrastruktur und einmal als Straßenbaulastträger für die Landesstraßen sowie als Auftragsverwaltung für die Bundesstraßen und für einige Landkreise.
Die Nahmobilität ist sozial, klima- und umweltfreundlich und erhält als zentrales Element der Mobilitätspolitik mit der Förderrichtlinie Nahmobilität und dem Mobilitätsfördergesetz nun zielgerichtet neue Impulse. Dazu stellt das Land Hessen mit dem Programm Nahmobilität Fördermittel zu Verfügung. Empfänger sind Städte, Gemeinden, Gemeinde- und Zweckverbänden sowie Verkehrs- und Verkehrsinfrastrukturunternehmen, sofern diese Aufgaben des öffentlichen Personennahverkehrs erfüllen.
Dabei fördert Hessen neben der Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur für Nahmobilität auch die die Planung von Fuß- und Radwegen sowie die Umsetzung innovativer Modellprojekte.
Hessen Mobil unterstützt die Realisierung die Projekte zur Nahmobilität mit der Bewilligung von Fördermittel und begleitet diese beratend im Sinne eines zielgerichteten Einsatzes der Fördermittel.
Daneben treibt Hessen Mobil auch an Bundes- und Landesstraßen mit deutlich erhöhten Personal- und Finanzressourcen den Ausbau die Verkehrswende voran. Hierbei geht es darum die Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV entlang dieser Wege stetig zu verbessern.
Wesentliche Aspekte dabei sind die Verkehrssicherheit sowie die Qualität des Angebotes im Hinblick auf Nutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit der Verkehrsmittel des Umweltverbundes. Dazu gehört auch der zielgerichtete Ausbau von Radwegen.
Die Basis dazu bilden unter anderem die Qualitätsstandards und Musterlösungen für den Radverkehr, die das Land Hessen in zweiter Auflage im Januar 2021 veröffentlicht hat und an dessen Entstehung und Weiterentwicklung Hessen Mobil mitarbeitet.
Inwieweit werden neue Radwegeprojekte von Hessen Mobil bereits geplant und umgesetzt?
Es gibt einen großen Bedarf an neuen Radwegen entlang von Bundes- und Landesstraßen. Hessen Mobil kann jedoch nicht überall gleichzeitig planen und bauen. Wichtig ist es, den Ausbau des Radwegenetzes vor allem zielgerichtet voranzutreiben. Dabei achten wir auf die Netzbedeutung und Lückenschlussfunktion einer Radwegeverbindung.
Das heißt, neue Radwege sollen vorrangig entlang wichtiger Radrouten entstehen sowie dort, wo das bestehende Radwegenetz noch durch eine – meist kurze – Ergänzung geschlossen werden kann. Von zentraler Bedeutung ist auch die Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer.
Aktuell bewertet Hessen Mobil potentielle Radwegemaßnahmen anhand der genannten Kriterien, um dann eine Reihenfolge festzulegen, in der diese Maßnahmen umgesetzt werden können. Da es sehr viele Projekte sind, bitten wir noch um etwas Geduld.
All diese möglichen Projekte sind zunächst Maßnahmenvorschläge. Die technischen Details werden dann im nächsten Schritt, der konkreten Planung, geklärt.
Wie lange schätzt Hessen Mobil die Vorbereitungsphase ein? Wann könnten erste konkrete Planungen beginnen?
Wir gehen derzeit davon aus, dass die Bewertung der Radwege bis Ende 2021 soweit abgeschlossen ist, dass in Abstimmung mit dem Ministerium erste Ergebnisse genannt werden können. Die Projekte werden dann entsprechend der Bewertung in das Planungsprogramm von Hessen Mobil aufgenommen.
Auch wenn ein Radweg wesentlich schmaler ist als beispielsweise die Fahrbahn der neuen Ortsumgehung einer Bundesstraße, kann die konkrete Planung auch bei diesen Projekten sehr komplex werden. Auch beim Radwegebau sind sämtliche Fragen zum Natur- und Wasserschutz zu klären.
Ein wesentlicher Teil des Planungsprozesses ist die Klärung der Verfügbarkeit der Grundstücke, auf dem der Radweg später entlangführen soll. Bei den allermeisten Radwegeprojekten muss Baurecht geschaffen werden.
Wie viele Radwegprojekte liegen Hessen Mobil zur Bearbeitung derzeit vor?
Es handelt sich hessenweit um mehrere hundert Projekte.
Wie viel Geld will Hessen Mobil für den Ausbau von Radwegen in den kommenden Jahren in die Hand nehmen?
„Hessen fördert den Radverkehr mit Rekordmitteln. Bis 2024 stehen rund 244 Millionen Euro zur Verfügung.“ sagte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir im Mai anlässlich der Verkehrsfreigabe der Geh- und Radwegebrücke in Altenbauna.
Darin enthalten sind sowohl Mittel für eigene Projekte von Hessen Mobil entlang der Bundes- und Landesstraßen als auch Fördermittel für kommunale Radinfrastrukturprojekte.
Der Bund stellt über das Sonderprogramm „Stadt und Land“ weitere rund 43 Mio. € für kommunale Radinfrastrukturprojekte in Hessen zur Verfügung. Auch hierbei ist Hessen Mobil Fördermittelstelle.
Wie viele Kilometer Radweg lassen sich damit realisieren?
Da gibt es eine große Schwankungsbreite. Im topographisch anspruchsvollen Gelände, dort, wo Brücken oder Stützwände gebaut werden müssen, sind die Baukosten wesentlich höher, als in der Ebene. Deshalb kann man da keine genaue Zahl nennen.
Hessen Mobil baut derzeit eine neue Fachabteilung auf, die sich verstärkt mit Themen wie nachhaltiger Nahmobilität und Verkehrswende beschäftigt. Welche Aufgaben soll diese neue Fachabteilung übernehmen? Wie viele Fachleute sollen für die Fachabteilung tätig sein? Wann wird diese Fachabteilung ihre Arbeit aufnehmen können?
Hessen Mobil möchte die Themenbereiche vorantreiben, die in besonderer Weise zur direkten Umsetzung der Verkehrswende beitragen. Mit der neuen Fachabteilung „Mobilität und Radverkehr“ bündelt und forciert Hessen Mobil seine Kompetenzen hierfür - angefangen von intelligenter Vernetzung der Verkehrsträger über die Förderung von Infrastruktur für nachhaltige Mobilität bis hin zum Radverkehr.
Aktuell umfasst die Abteilung Mobilität und Radverkehr rund 120 Mitarbeiter. Sie wird in den kommenden Jahren auf etwa 140 bis 150 Mitarbeiter anwachsen.
Darüber hinaus setzen die Mitarbeiter von Hessen Mobil auch in den anderen Fachabteilungen, dort wo es um Planung, Bau, Verkehr und Betrieb der Bundes- Landes-, und Kreisstraßen geht, die politischen Vorgaben der Verkehrswende um.