Kümmern sich bei Hessen Mobil um das Thema Öffentlicher Personenverkehr (v.l.n.r.): Wyll Skiba, Julius Ponert, Fachdezernatsleiter Dr. Wolfgang Wolf und Reinhard Hanstein.

Was macht eigentlich das Fachdezernat Öffentlicher Personenverkehr?

Mit der Gründung der Abteilung 'Mobilität und Radverkehr' im Jahr 2021 ist bei Hessen Mobil auch das neue Fachdezernat Öffentlicher Personenverkehr (MR 2.3) entstanden. Mit dem Ziel, bereits bei Hessen Mobil etablierte Themen und Aufgaben mit Bezug zum öffentlichen Verkehr in einer Organisationseinheit zu bündeln, zu vertiefen und bei Bedarf durch weitere Aufgaben zu ergänzen.

Aber wie genau sieht die Arbeit des Fachdezernates aus? Darüber haben wir mit Fachdezernatsleiter Dr. Wolfgang Wolf und seinen Kollegen Julius Ponert, Reinhard Hanstein und Wyll Skiba (alle Wiesbaden) gesprochen. 

Was sind die wichtigsten Aufgaben des Fachdezernats Öffentlicher Personenverkehr?

Grundsätzlich sind hier drei Hauptaufgaben zu nennen: Erstens nehmen wir im Auftrag von Hessen Mobil und des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum (HMWVW) Stellung zu den Nahverkehrsplänen in Hessen. Zweitens begleiten und prüfen wir Nutzen-Kosten-Untersuchungen (NKU) für Schienenvorhaben, für die ein Förderantrag bei unserer Verkehrsinfrastrukturförderung (MR 1) gestellt werden soll. Und drittens unterstützen wir das HMWVW und die zuständigen Aufgabenträger beim Thema Reaktivierung von Schienenstrecken.

Aber natürlich stehen wir auch im direkten Austausch mit den für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständigen Akteuren. Auf diese Weise kennen wir die Vorhaben und auch die Herausforderungen vor Ort und können bei Bedarf von Landesseite her besser unterstützen.

Nicht zuletzt sind wir jederzeit ansprechbar für unsere Kolleginnen und Kollegen, wenn es in Projekten um Fragen geht, die den öffentlichen Verkehr betreffen.

Bahnhof Wölfersheim-Södel
An diesem Prellbock am Bahnhof Wölfersheim-Södel endet derzeit die Horlofftalbahn, die bis Hungen reaktiviert werden soll.

Was ist ein Nahverkehrsplan und mit wem sind Sie hier regelmäßig im Austausch?

Ein Nahverkehrsplan ist der Rahmenplan für die Entwicklung des ÖPNV in den Landkreisen, kreisfreien Städten und Sonderstatus-Städten in den nächsten Jahren. Er wird vom zuständigen ÖPNV-Aufgabenträger, zum Beispiel einem Landkreis, etwa alle fünf Jahre fortgeschrieben. Aktuell begleiten wir die Fortschreibungen von sieben Nahverkehrsplänen, nehmen an Arbeitskreissitzungen teil und unterstützen beratend. Wenn gewünscht manchmal auch schon im Vorfeld einer Fortschreibung. Dadurch sind wir mit den Aufgabenträgern, den Verkehrsverbünden, deren Gutachtern und den politischen Vertreterinnen und Vertretern regelmäßig im Kontakt. Als fachliche Grundlage hat Hessen Mobil die „Empfehlungen für die Fortschreibung lokaler Nahverkehrspläne in Hessen“ Ende 2023 herausgegeben. An diesen Empfehlungen orientiert sich unsere Begleitung und Beratung.

Zu welchen konkreten Schienenprojekten werden derzeit Nutzen-Kosten-Untersuchungen erstellt? Wie ist das Fachdezernat ÖPV hierbei eingebunden?

Wichtige Projekte mit einer NKU sind die Regionaltangente West, eine neue Schienenverbindung von Bad Homburg über den Flughafen Frankfurt und Neu-Isenburg nach Dreieich-Buchschlag, oder die Reaktivierung der Lumdatalbahn zwischen Lollar und Rabenau-Londorf nördlich von Gießen, um nur zwei ganz unterschiedliche Beispiele zu nennen. Derzeit begleiten wir sechs kommunale Projekte und sieben Vorhaben der Deutschen Bahn. Wir nehmen an Terminen und begleitenden Arbeitskreissitzungen teil, in denen eine NKU mit den Zuwendungsgebern abgestimmt werden muss. Schließlich prüfen wir die NKU für die kommunalen Vorhaben und erstellen einen Prüfbericht, in dem die Förderwürdigkeit der Vorhaben beurteilt wird. 

Aktuelle Projekte schauen wir uns vor Ort an, hier die Lumdatalbahn nördlich von Gießen.
Aktuelle Projekte schauen wir uns vor Ort an, hier die Lumdatalbahn nördlich von Gießen.

Sie sprachen ja auch von der Reaktivierung stillgelegter Schienenstrecken. Was genau hat es damit auf sich und wieso sollen diese reaktiviert werden?

Seit 1920 wurden in Hessen 67 Schienenstrecken mit zusammen über 230 Teilabschnitten stillgelegt. Die Stilllegungen resultierten aus der zunehmenden Konkurrenz durch den Autoverkehr und reichen bis in die jüngere Vergangenheit. Die letzte Stilllegung erfolgte 2010. Inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden. Vor allem im ländlichen Raum wird der Schienenverkehr wieder stärker als Teil der Daseinsvorsorge und als attraktives und leistungsfähiges Verkehrsmittel wahrgenommen. Natürlich spielt bei diesem Thema auch der Klimaschutz eine Rolle.

FD ÖPV

Wir freuen uns, wenn wir als hilfreiche und kompetente Ansprechpartner wahrgenommen werden und weiterhelfen können.

Die Kollegen des Fachdezernats ÖPV

Gibt es bereits reaktivierte Schienenstrecken? An welchen Projekten wird derzeit in Hessen gearbeitet?

In Hessen wurde 1995 begonnen, stillgelegte Strecken zu reaktivieren. Bis heute sind sieben Verbindungen mit zusammen 86 Kilometern Länge wieder in Betrieb. Besonders erfolgreich war die Reaktivierung der Strecke Frankenberg – Korbach – Volkmarsen. Geplant werden derzeit die Reaktivierungen der bereits genannten Lumdatalbahn, der Horlofftalbahn zwischen Wölfersheim-Södel und Hungen sowie der Streckenabschnitt Neu-Isenburg Ost bis Neu-Isenburg Zentrum als Teil der RTW. Weitere Strecken werden oder wurden untersucht. Informationen zu den Reaktivierungsaktivitäten sind in der „Übersicht zur Reaktivierung von Schienenstrecken für den Personenverkehr in Hessen“ zusammengestellt, die auf unserer Website unter „Bus und Bahn“ veröffentlicht ist.

Vielen Dank.

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Dezember 2024 im Hessen Mobil-Mitarbeitendenmagazin "aktuell." erschienen.

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