Ein Vogel sitzt auf einem Zweig

Herausforderung Naturschutz

Werden Straßen neu gebaut, gibt es unweigerlich auch Eingriffe in Natur und Landschaft.

Um diese so gering wie möglich zu halten, werden im Vorfeld aller Straßenbaumaßnahmen die zahlreichen Auswirkungen auf Natur und Umwelt berücksichtigt. Nicht nur der Mensch und seine Gesundheit stehen dabei im Fokus, sondern auch die Bedürfnisse von Tieren, Pflanzen,
Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft.

Landschaftsbau

Beim Bau der neuen Ortsumgehung Mörlenbach werden für den Bau und die Anlage von Fahrbahn, Banketten, wassergebundenen Wegen, Böschungen, Entwässerungsmöglichkeiten,
Geländemodellierung und Bauflächen rund 30 Hektar Fläche beansprucht. Im Rahmen des Landschaftsbaus sorgen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dafür, die Funktionen des Naturhaushaltes wiederherzustellen. Dem Eingriff stehen somit landschaftspflegerische Maßnahmen in einem Gesamtumfang von etwa 39 Hektar gegenüber. Zur Kompensation des Eingriffes durch die B 38 Ortsumgehung Mörlenbach werden in den Gemeindegebieten Mörlenbach und Birkenau unter anderem

  • Streuobstwiesen, Obstbaumreihen und straßenbegleitende Baumreihen angelegt
  • Hecken und Gebüsche angepflanzt
  • naturnahe Laubwälder aufgeforstet
  • Waldränder angelegt und durch Unterpflanzung deren Entwicklung gefördert ein Fichtenforst zu einem naturnahen Laubmischwald umgebaut
  • artenreiche Lebensräume neu angelegt und optimiert, dazu gehören extensive Grünflächen, Feuchtwiesen und Schilfröhricht
  • Fließgewässerabschnitte renaturiert


Die während der Bauzeit in Anspruch genommenen Flächen werden anschließend rekultiviert und der entnommene Oberboden fachgerecht wieder eingebaut. Pflanzen und Vegetation, die nicht notwendigerweise anlagebedingt entfernt werden müssen, werden auch während der Bautätigkeiten in möglichst großem Umfang geschont, dazu werden Schutzzäune angelegt oder bei Einzelbäumen der Wurzelbereich, der Stamm und die Krone geschützt

Fauna

Insgesamt rund 95 Vogelarten wurden im Trassengebiet der neuen Ortsumgehung nachgewiesen, davon brüten mindestens 82 Arten hier. Neben mehreren streng geschützten Arten wie Mäusebussard, Sperber, Waldkauz, Waldohreule und Grünspecht waren auch gefährdete Arten wie Neuntöter, Baumpieper, Kleinspecht und Kuckuck anzutreffen. Zum Schutz der regionalen Vogelwelt und zur Lebensraumaufwertung werden daher Nistkästen aufgehängt, artenreiche Wiesen als Lebensraum für das Rebhuhn und andere Vogelarten geschaffen sowie Heckenstrukturen für Heckenbrüter angelegt.

30 Heuschreckenarten wurden im Zuge der vorbereitenden Kartierungen im Gebiet der neuen Trasse gefunden, darunter auch einige streng geschützte Insektenarten. Insbesondere der hier heimische Tagfalter „Wiesenknopf-Ameisenbläuling“ gilt aufgrund seiner Spezialisierung als gefährdet, denn das Leben dieses Schmetterlings ist unmittelbar mit der Wiesenpflanze „Großer Wiesenknopf“ und seiner Wirtameise, der Roten Knotenameise, verbunden. Im Rahmen der naturschutzfachlichen Maßnahmen werden deshalb auch artenreiche Wiesen, speziell als Lebensraum für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling hergestellt.

Blindschleiche, Waldeidechse, Ringelnatter und die nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie streng zu schützenden Arten Zauneidechse und Schlingnatter tummeln sich nach den aktuellsten Erfassungen im Umland von Mörlenbach. Zum Schutz der Reptilien wurden die Eidechsen im Umfeld der neuen Trasse vor Beginn der Bautätigkeiten abgesammelt und anschließend in eigens errichtete Eidechsenhabitate umgesiedelt.

Mehrere Fledermausarten darunter die gefährdeten Arten Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr und der Abendsegler wurden im Umfeld der neuen Trasse sicher nachgewiesen. Um die kleinen Säugetiere besser zu schützen, werden Fledermauskästen zur Lebensraumaufwertung aufgehängt und artenreiche Wiesen als Jagdgebiet angelegt. Da Fledermäuse dabei in ihren Tages- und Jahreszyklen zwischen verschiedenen Habitaten und Quartieren wechseln, werden künftig Leitstrukturen (Gehölzreihen) als Querungshilfe etabliert, die die Tiere über die Tunnel hinweg und unter den Brücken hindurch lenken. Um Kollisionen mit Fledermäusen zu vermeiden, wird darüber hinaus auf Bepflanzungen der Dammböschungsbereiche entlang der Trasse mit Gehölzen verzichtet, um die Tiere nicht auf die Fahrbahn zu locken.

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