Talbrücke B45 Bad König in der Seitenansicht

Sperrung der Talbrücke bei Bad König im Zuge der B 45

Die Talbrücke der Bundesstraße 45 über die Mümling und Odenwaldbahn bei Bad König ist seit dem 29. April 2025 für alle Verkehrsteilnehmenden gesperrt. Ende Juli wurde die Brücke gesprengt. Der Neubau beginnt voraussichtlich nächstes Jahr. Wie kann der Verkehr fahren? Wie ist die Planung zum Neubau der Brücke? In diesen FAQ finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen zu der Brücke.

Warum ist die Brücke gesperrt worden?

Die Brücke ist kurzfristig am Dienstagabend, 29. April 2025 in beide Fahrtrichtungen für alle Verkehrsteilnehmenden gesperrt worden.

Aufgetretene Risse im Beton, die bei der jüngsten Brückenprüfung festgestellt worden sind, haben Hessen Mobil dazu veranlasst, zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden keinen Verkehr mehr über die Brücke fahren zu lassen – dies betrifft neben dem motorisierten Verkehr auch den Radverkehr, Fußgängerinnen und Fußgänger.

Wie alt war die Brücke?

Die alte Talbrücke der Bundesstraße 45 über die Mümling und Odenwaldbahn bei Bad König wurde im Jahr 1961 errichtet. Sie erstreckte sich über eine Länge von ca. 116 Meter. Bei einer konstanten Querschnittshöhe des Brückenüberbaus von 1,65 Metern beträgt die Brückenbreite 14,20 Meter, wobei davon 10,70 Meter auf die Fahrbahn entfallen.

Wie war die alte Brücke konstruiert? 

Bei der alten Brücke handelte es sich um eine Spannbeton- Hohlkastenbrücke. Der Überbau spannt über drei Felder mit Stützweiten von 37,50 – 41,60 – 37,50 Metern. Der Hohlkasten ist bekriechbar.

Bis zu den Untersuchungen am 28. und 29. April 2025 wurde der Zustand des Bauwerks als gut bewertet. Das Bauwerk wurde zuletzt in den Jahren 2010/2011 einer umfangreichen Instandsetzung unterzogen.

Welche Schäden sind aufgetreten?

Bei einer verhältnismäßig großen Anzahl an Spanngliedbrüchen innerhalb eines Querschnitts ergaben sich spanngliedparallele Betonlängsrisse. Aufgrund der bekannten, konstruktiv bedingten Defizite dieser Bauweise aus den 1960er Jahren werden Bauwerke dieser Art, von Hessen Mobil mindestens jährlich sondergeprüft.

Bei der letzten Sonderprüfung des Bauwerks am 28. und 29. April 2025 wurden eben solche spanngliedparallelen Betonlängsrisse an den Innenseiten der Hohlkastenstege detektiert und weitergehend untersucht. Die vorgefundenen Risse waren bis zu drei Meter lang mit maximalen Rissweiten von 0,3 - 0,4 Millimeter an der Betonoberfläche. 

Zur Wahrung der Stand- und Verkehrssicherheit des Bauwerks und somit schlussendlich zur Gewährleistung der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer wurde eine umgehende Vollsperrung erforderlich.

Warum sind ebenfalls der Radweg und die Bahnstrecke gesperrt worden?

Nach Sperrung der Brücke für den Straßenverkehr hatte die Deutsche Bahn AG als Sofortmaßnahme die Streckengeschwindigkeit im Brückenbereich deutlich reduziert und einen Streckenbeobachter installiert.

Nach Untersuchung des Brückenbauwerks und im Ergebnis einer gemeinschaftlichen fachlichen Bewertung der Ergebnisse durch die Deutsche Bahn AG und Hessen Mobil musste wenige Tage nach Brückensperrung auch die unter dem Bauwerk verlaufende Bahnstrecke für den Verkehr gesperrt werden. Der dort verlaufende Radweg steht ebenfalls nicht mehr zur Verfügung. 

Wie wird der Verkehr umgeleitet?

Die aktuelle Umleitungsstrecke für den Schwerverkehr führt von Höchst im Odenwald kommend, über die Landesstraße L 3318 bis zur L 3349 (bei Vielbrunn) und weiter über die B 47 nach Michelstadt zurück auf die B 45.

An der nahgelegenen Umleitungsstrecke über die L 3414 bei Langen-Brombach und von dort aus über die B 47 zurück auf die B 45 bei Michelstadt finden noch Bauarbeiten bis etwa Ende dieses Jahres statt.

Die Bahngleise sind seit Ende der Hessischen Sommerferien wieder geöffnet. Die Bahn fährt seit dem 18. Juli wieder wie gewohnt. 

Der unter der Straßenbrücke laufende Radweg kann nicht mehr genutzt werden. Die Umleitung für den Fuß- und Radweg führt von Michelstadt kommend über einen Waldweg westlich der Brücke weiter auf den gesperrten Teil der B 45 und schließt dann wieder an den bestehenden Radweg an.

B 45 Talbrücke bei Bad König

Wie lange wird die Sperrung der Bundesstraße voraussichtlich dauern?

Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung der B 45 und der verkehrlichen Bedeutung des Brückenbauwerks, das täglich von etwa 15.000 Fahrzeugen befahren wurde, besteht eine hohe Dringlichkeit für einen schnellstmöglichen Ersatzneubau der Brücke. 

Vor diesem Hintergrund wurde umgehend eine Projekt-Taskforce ins Leben gerufen.

Wer gehört zur Taskforce und wie arbeitet sie zusammen?

Bei der Taskforce handelt es sich um ein behördenübergreifendes Expertengremium. Ziel ist es, direkt und auf kurzem Wege Informationen auszutauschen und Entscheidungen herbeizuführen.

Neben den Fachabteilungen von Hessen Mobil (u.a. Planung, Bau, Verkehr, Landespflege), nehmen unter anderem Fachbehörden des Odenwaldkreises, die Kommunen (Bad König und Michelstadt), das Regierungspräsidium Darmstadt sowie Vertreter der Deutschen Bahn, der VIAS und der Polizei an der Taskforce teil.

Die Taskforce befasst sich mit den nächsten anstehenden Schritten und schafft gemeinsam die notwendigen Voraussetzungen für eine zügige Wiederherstellung der durchgängigen Verbindung. Zudem wird aktuelle verkehrliche Situation vor Ort besprochen.

Warum kann die Brücke nicht saniert werden?

Auf Grund der Bauweise können Kastenspannglieder-Brücken bei dem festgestellten Schadensbild von Längsrissen nicht mehr instandgesetzt werden. Das Bauwerk ist bei der festgestellten Anzahl an spanngliedparallelen Betonlängsrissen als irreparabel einzustufen und muss daher erneuert werde.

Wann wurde die Brücke abgerissen?

Die Abrissarbeiten der Talbrücke bei Bad-König-Zell haben Anfang Juli begonnen. Die Sprengung der Brücke erfolgte am 30. Juli 2025. 

Sprengung der Zeller Brücke am 30. Juli 2025

Gegen 11 Uhr wurden zuerst die vier Pendelstützen der rund 3000 Tonnen schweren Brücke zum Einsturz gebracht. 

Bevor die Zeller Brücke gesprengt wurde, mussten die Bereichen unterhalb der Brücke für die Sprengung und für den Abtransport des Materials vorbereitet werden.

Es wurde eine Baustraße errichtet, die auch für den späteren Neubau genutzt wird. Diese führt von der Nordseite der B 45 über eine Rampe auf das Baufeld unterhalb der Brücke 5. Für die Baustraße musste auch eine Behelfsbrücke über die Mümling errichtet werden.

Wie wurde die Brücke gesprengt?

Mit insgesamt rund 44 Kilo Sprengstoff wurde die 3.000 Tonnen schwere Betonbrücke zu Fall gebracht.

Vorab wurden rund 20 bis 30 Sprengbohrlöcher in jede Pendelstützen gebohrt und mit Sprengmittel befüllt.

Bei der Sprengung detonieren die mit Sprengstoff befüllten Löcher nicht auf einmal, sondern im Abstand von wenigen Millisekunden.

Wann wird die Brücke neu gebaut?

Parallel zum Abriss wurde bereits der Bauwerksentwurf geplant und die Ausschreibung der Ersatzbrücke vorbereitet.

Die Ausschreibungsunterlagen wurden Anfang August veröffentlicht worden.

Nach der europaweiten Ausschreibung haben mehrere Bieter ihre Angebote für einen Neubau der Brücke fristgerecht eingereicht.

Ende des Jahres soll der Zuschlag an die ausführende Baufirma erteilt werden, zuvor muss der Vergabevorschlag von Hessen Mobil noch durch das Bundesverkehrsministerium geprüft und freigegeben werden.

Mit Bezuschlagung Ende Dezember und einer reibungslosen rund halbjährlichen Detail-Planungsphase, könnten die Bauarbeiten voraussichtlich im Sommer des kommenden Jahres beginnen. Dabei wird mit einer Bauzeit von rund einem Jahr gerechnet.

Es handelt sich um eine funktionelle Ausschreibung bei der Firmen eigene innovative Konzepte für Planung und Bau einreichen können. Das Besondere: Planung und Bau werden dabei von einem Unternehmen ausgeführt. Dies führt nochmals zu einer Beschleunigung im Prozess.

Die Brücke war im mittelfristigen Erhaltungsprogramm enthalten, Arbeiten für eine Voruntersuchung hatten bereits begonnen.

Wie viele Brücken gibt es im Verantwortungsbereich von Hessen Mobil im Odenwaldkreis?

Im Odenwaldkreis befinden sich 62 Brückenteilbauwerke im Zuge von Bundes- und Landesstraßen, jeweils in der Baulast des Bundes oder des Landes. Sanierungsbedürftig sind sechs Bauwerke, von denen drei bereits für einen Ersatzneubau und zwei für eine Instandsetzung eingeplant sind. Ein Bauwerk wird zurzeit näher untersucht.

 

Stand: 19. November 2025

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