Landespfleger Jens Mohr

Mehr Sicherheit für Mensch und Natur

Wie Jens Mohr und die Landespflege von Hessen Mobil dazu beitragen, dass Menschen und Tiere zwischen Lispenhausen und Schwarzenhasel sicherer von A nach B kommen.

Wer im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg über die L 3226 zwischen Lispenhausen und Schwarzenhasel fährt, nimmt in der Regel nur den wahrhaft ländlichen Verlauf der Landesstraße wahr. Dass man aber gerade an einem Naturschutzgebiet entlangfährt, in dem der Biber und der Kammmolch leben, wissen die wenigsten.

Im Rahmen der Sanierung der L 3226 zwischen Lispenhausen und Schwarzenhasel ist es deshalb gar nicht so einfach, sowohl die Ansprüche der Menschen als auch die der Tiere, die gar nicht wissen, dass sie sich am Verkehrsgeschehen beteiligen, zu erfüllen. Die Aufgabe ist, gleichzeitig zahlreiche naturschutzrechtliche Belange zu berücksichtigen und für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen.

„Grundsätzlich gilt es jeglichen Eingriff in die Natur zu vermeiden. Nur wenn Eingriffe unvermeidbar sind, kommt es zu Kompensationsmaßnahmen“, erklärt Landespfleger Jens Mohr von Hessen Mobil.

Ein Durchlass der Amphibienschutzanlage bei Lispenhausen
Ein Durchlass der neuen Amphibienschutzanlage an der L 3226

Um dafür zu sorgen, dass die biologische Vielfalt möglichst nicht zusätzlich beeinträchtigt wird, sorgt Hessen Mobil durch das Sachgebiet Landespflege im Zuge der Baudurchführung für eine Ökologische Baubegleitung (ÖBB). Die ÖBB achtet auf die Einhaltung der planerischen und naturschutzrechtlichen Vorgaben der Baurechtserlangung und Genehmigungsauflagen.

Auf der L 3226 sind laut Verkehrszählung von 2015 am Tag etwa 1.400 Fahrzeuge unterwegs, darunter etwa 80 Lastwagen. Die Straße selbst war bisher recht schmal und an Engstellen nur rund fünf Meter breit. Um die Straße sicherer zu machen, wird sie derzeit ausgebaut.

Doch eine breitere Straße entzieht der Natur auch Fläche. Einige Bäume mussten gefällt werden, sonst hätte man die Straße nicht verbreitern können. Neue Bäume werden nach Abschluss der Baumaßnahme wieder neben der Straße als Kompensation gepflanzt. Umgesiedelt wurden hingegen ganze Vegetationsstücke seltener Pflanzengesellschaften, die an ihrem neuen Standort bereits Wurzeln geschlagen haben.

Grundsätzlich gilt es jeglichen Eingriff in die Natur zu vermeiden. Nur wenn Eingriffe unvermeidbar sind, kommt es zu Kompensationsmaßnahmen.

Jens Mohr Landespfleger

An anderen Stellen konnte man Bäume erhalten, indem man die Planung auf örtliche Gegebenheiten angepasst hat. Das Holz der gefällten Bäume ist für Jens Mohr aber keinesfalls „nur“ totes Holz. Neben einer Wiese wurden die Baumstämme wieder senkrecht in den Boden eingebracht. „Diese Stämme dienen nun diversen Insekten und deren Larven als neuer Lebensraum, da sie sich zum Teil von dem abgestorbenen Holz ernähren und diesen neuen Lebensraum zur Fortpflanzung nutzen“, erklärt Mohr.

Bäume, die erhalten werden sollen, bekommen während der Bauarbeiten eine extra Sicherung. Die Stämme werden einerseits durch einen Stammschutz aus Holzbrettern geschützt, andererseits durch Bauzäune die in größerem Abstand um den Baum herum aufgestellt werden, um auch das Wurzelwerk vor Schäden zu bewahren.

Mohr selbst begleitet und dokumentiert regelmäßig die Arbeiten im Zuge des Streckenausbaus, damit im Nachgang belegt werden kann, dass die Maßnahmen gemäß den baurechtlichen Vorgaben korrekt umgesetzt worden sind. Vor allem auf Tieren und Pflanzen, die streng geschützt sind, muss ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Ebenso wichtig ist die Kontrolle zur Einhaltung von Baufeldgrenzen und Tabuzonen.

Totholz für Insekten
Gefällte Bäume dienen heute diversen Insekten und deren Larven als neuer Lebensraum.

Die größte Maßnahme für den Artenschutz spielt sich unter der Straße ab: Bereits vor der Sanierung gab es entlang der Landesstraße eine Amphibienschutzanlage, mit deren Hilfe Kröten die Straße schon seit Jahrzehnten sicher passieren, wenn sie von ihrem Winterlebensraum zu den Laichplätzen wandern. In den vergangenen Jahren wurde diese Anlage von Amphibien aber immer weniger genutzt. „Es muss sich etwas in diesem Habitat geändert haben, weshalb sich die Kröten neue Plätze zum Laichen gesucht haben“, erklärt Mohr.

Bereits im Vorfeld fanden deshalb umfangreiche Vorabstimmungen und Untersuchungen zwischen Vertreter/innen der Oberen Naturschutzbehörde, Hessen Forst, Ehrenamt und Hessen Mobil statt. In diesem Zusammenhang konnten die aktuellen Wanderkorridore und Laichplätze der Amphibien ermittelt und weitere Planungsprozesse auf die erworbenen Kenntnisse angepasst werden. Im Zuge der Errichtung einer neuen Amphibienschutzanlage werden auf beiden Seiten der Straße etwa 275 Meter Schutzzaun aus Metall und insgesamt neun Kleintierdurchlässe im Abstand von rund 30 Metern errichtet. Hierdurch können nicht nur Amphibien in Zukunft die Fahrbahn sicher queren, sondern auch Kleintiere und Insekten.

 

Es muss sich etwas in diesem Habitat geändert haben, weshalb sich die Kröten neue Plätze zum Laichen gesucht haben.

Jens Mohr Landespfleger

Fazit: Der Spagat zwischen Naturschutz und Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden ist vor Ort gelungen. Durch ihre Verbreiterung bietet die Straße auf der Fahrbahn künftig den Menschen mehr Sicherheit, während die Tiere darunter die neuen Anlagen für eine unbeschadete Querung nutzen können. Trotz der Eingriffe in Natur und Landschaft bleiben Flora und Fauna weitgehend erhalten und werden durch gezielte Maßnahmen an geeigneten Stellen sogar verbessert.

 

Artikel: Christian Horn, Hessen-Mobil-Regionalbüro Osthessen

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