Tannenmühlkreisel Kreis Offenbach

Rhein-Main

Tannenmühlkreisel: Projektpartner evaluieren erste Monate des Verkehrsversuchs

Verkehrliche Anpassungen in Arbeit

Seit August erproben Hessen Mobil, der Kreis Offenbach und die Hochschule Darmstadt am Tannenmühlkreisel (B45) ein Konzept für mehr Verkehrssicherheit. Die Projektpartner des Verkehrsversuchs kamen nun mit Vertreterinnen und Vertretern von Kommunen, Polizei und Nahverkehrsgesellschaft zu einem ersten Evaluationstreffen zusammen. Im Mittelpunkt standen die Analyse von Daten aus der Verkehrsbeobachtung, der Erfahrungsaustausch unter den Projektbeteiligten und nicht zuletzt die Auswertung der zahlreichen Hinweise aus dem Kreis der Verkehrsteilnehmenden und Anlieger.

Auf dieser Grundlage verständigten sich die Anwesenden auf Änderungen in der Verkehrsführung, die möglichst kurzfristig zur Umsetzung kommen sollen. Diese zielen zwar vor allem auf die Verbesserung des Verkehrsflusses und die Reduzierung der Staubildung ab, Kernziel bleibt aber weiterhin die Steigerung der Verkehrssicherheit im viel befahrenen Tannenmühlkreisel. Die konkrete Planung ist derzeit in Arbeit.

Tannenmühlkreisel Kreis Offenbach
Tannenmühlkreisel Kreis Offenbach

Die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus der Evaluation:

Verkehrsführung funktioniert über weite Zeiträume

Daten aus der Verkehrsbeobachtung, Rückmeldungen von Polizei und Verkehrsbehörden zeigen für die große Mehrheit an Tageszeiten eine deutliche Verbesserung des Verkehrsflusses. Die neuen Ein- und Ausfädelspuren auf der Ostseite des Kreisverkehrs wurden nach einer Eingewöhnungszeit zu Beginn von den Verkehrsteilnehmern sehr gut angenommen. Insbesondere aus der Fahrtrichtung Hainburg (L3416) ist eine deutliche Entlastung spürbar. Staubildung ist dort nur noch als Folge von Blockadesituationen innerhalb des Kreisels zu beobachten.

Blockadezustände müssen verhindert werden

An mehreren Tagen im bisherigen Versuchszeitraum entwickelten sich problematische Verkehrsblockaden, die in einigen Fällen durch das regelnde Eingreifen der Polizei aufgelöst werden mussten. Die Projektbeteiligten waren sich einig, dass die Blockaden, teilweise mit längeren Standzeiten verbunden, als Extremereignisse zu werten sind, die dringend verhindert werden müssen.

Entstanden sind die Situationen vor allem im morgendlichen Berufsverkehr. In den Spitzenzeiten drängen extrem viele Fahrzeuge in den Kreisel und verhindern damit, dass bereits im Kreisel befindliche Fahrzeuge bis zur gewünschten Ausfahrt gelangen und den Straßenraum damit frei machen können. Die Folge sind Verkehrsstillstand im Kreisel und lange Staus auf den Zufahrten.

Externe Faktoren verstärken Staus

Neben der ohnehin hohen Verkehrsbelastung im Knoten von B45, B448 und L3416 während des Berufsverkehrs wurden auch externe Faktoren identifiziert, die die Situation verschärften. Dazu gehörten Unfallereignisse ebenso wie Baumaßnahmen, unter anderem auf der nahegelegenen A3 oder Umfahrungsverkehre durch die Sperrung einer Brücke in Rodgau-Weiskirchen. Letztere sorgte für zahlreiche Verkehrsteilnehmende, die den Kreisel für eine 180-Grad-Wende nutzen mussten und sich dadurch besonders lange im Kreisel aufhielten. Die Brücke soll noch im Dezember wieder freigegeben werden, sodass dieser Teil des Umfahrungsverkehrs wegfallen wird. 

Staulängen vorher und nachher vergleichbar, besonders belastete Bereiche

Abgesehen von den bereits geschilderten Blockadezuständen zeigen die gesammelten Verkehrsdaten keine signifikante Veränderung der Staulängen und -häufigkeit im Vergleich zur vorherigen Verkehrsführung. Auch die Zahl der Fahrzeuge im Streckenbereich hat sich nicht nennenswert verändert. Ausgewertet wurden neben den Daten der Dauerzählstellen rund um den Kreisel auch Ergebnisse gesonderter Verkehrsbeobachtungstage, von Drohnenbefliegungen und Daten aus Navigationsgeräten in Fahrzeugen, die Rückschlüsse auf Staulängen zulassen.

Beim Blick auf die Daten fällt besonders die hohe Zahl an „Linksabbiegern“ auf – also Fahrzeugen, die in den Kreisel einfahren und erst an der dritten Ausfahrt wieder verlassen. Die Ein- und Ausfahrt zur B448 nimmt dabei eine Spitzenposition ein. Dies deckt sich wiederum mit Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern. Ein Großteil der Beschwerden – knapp 50 Prozent – kam von Verkehrsteilnehmenden, die den Rückstau auf der B448 beklagten und meist in Richtung Hanau weiterfahren wollten. Die Rückmeldungen sorgten dafür, dass die vereinbarten Änderungen am Kreisel vor allem diesen Bereich in den Blick nehmen werden.

Für Unfallstatistik noch zu früh

Für eine seriöse Einschätzung der Verkehrssicherheit reicht der bisherige, etwa dreimonatige Versuchszeitraum noch nicht aus. Für das nächste Evaluationstreffen, das im Frühjahr stattfinden wird, sollen belastbarere Zahlen vorliegen. Diese sind von entscheidender Bedeutung für die Gesamtbewertung des Verkehrsversuchs. In der Vergangenheit mussten wegen zahlreicher Unfälle, teils mit Personenschäden, gleich zwei Zufahrten zum Tannenmühlkreisel immer wieder als Unfallhäufungsstellen klassifiziert werden. 

So geht es weiter

Um den Verkehrsfluss zu optimieren und genannten Blockadesituationen zu verhindern, verständigten sich die Projektpartner auf Änderungen am Ursprungskonzept. Diese sollen so bald als möglich umgesetzt werden. An der konkreten Verkehrs- und Ausführungsplanung wird bereits mit Hochdruck gearbeitet.

Vorgesehen ist, an den höchst belasteten Stellen des Kreisels – vor und nach der Einmündung der B448 – gezielte Aufweitungen der Fahrbahn einzurichten. Fahrzeuge erhalten so in Verkehrsspitzen mehr Raum, um ohne gegenseitiges Blockieren bis zu ihrer präferierten Ausfahrt weiterzufahren.

Die konkrete Planung und der Zeitplan für die Umsetzung werden in Kürze bekanntgegeben, sobald die Details feststehen.

Tannenmühlkreisel Kreis Offenbach

Gründe für den Verkehrsversuch

Am Tannenmühlkreisel treffen mit B45, B448 und L3416 drei stark frequentierte Verkehrswege aufeinander, die insbesondere als Pendlerstrecke von großer Bedeutung sind. In den vergangenen Jahren war der Kreisverkehr nicht nur ein Stauschwerpunkt. Auch ereigneten sich an zwei Stellen des Kreisels immer wieder teils schwere Unfälle, oft mit verletzten Personen. Die Statistik der Polizei wies sowohl die Einmündung der B448 von Obertshausen kommend als auch die Einmündung der L3416 von Hainburg kommend über Jahre als Unfallhäufungsstellen aus. Immer wieder wurde mit punktuellen Eingriffen versucht, das Gefahrenpotenzial zu verringern. Letztlich brachten die Einzelmaßnahmen aber nicht den erhofften Erfolg.

Mit dem Verkehrsversuch am Tannenmühlkreisel entwickelten der Kreis Offenbach als zuständige Straßenverkehrsbehörde, der Straßenbaulastträger des Landes, Hessen Mobil, und die Hochschule Darmstadt gemeinsam ein Konzept, den Verkehrsraum grundlegender neu zu ordnen. Prämisse war, die Eingriffe im Bestand durchführen zu können. Nur so konnten die Maßnahmen schnell und ohne langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren umgesetzt werden.

Um das Einfahren in den Kreisel zu erleichtern und Bremsmanöver bis in den Stand weitgehend unnötig zu machen, wurden auf der Ostseite des Kreisels (L3416) Ein- und Ausfädelzonen eingerichtet, die ähnlich denen einer Autobahnauffahrt funktionieren. Um Platz zu schaffen, musste der Verkehr innerhalb des Kreisels an einigen Stellen auf eine Spur reduziert werden.

Der Verkehrsversuch Tannenmühlkreisel ist grundsätzlich ergebnisoffen und wird weiterhin intensiv von den Projektpartnern in Zusammenarbeit mit Polizei, Kommunen und Verkehrsbetrieben beobachtet. Um eine belastbare Datenbasis zur Bewertung zu erhalten, sind Verkehrsversuche in der Regel auf ein Jahr angelegt.

Pressekontakt

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André Domes

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