Vor der atemberaubenden Kulisse des Lago di Molveno darf sich Annika Hartmann über ihr erfolgreiches Abschneiden beim XTERRA-Cross-Triathlon 2023 freuen.

"Ab diesem Moment wusste ich, dass Triathlon mein Sport ist"

Für Annika Hartmann, stellvertretende Sachgebietsleiterin der Förderung Westhessen (Kassel), gibt es nichts Schöneres, als draußen an der frischen Luft Sport zu treiben. Aber sie legt sich nicht auf eine Disziplin fest. Als Triathletin übt sie gleich drei Sportarten aus – Schwimmen, Radfahren und Laufen. Wir haben mit ihr über Ihre Leidenschaft gesprochen.

Liebe Frau Hartmann, googelt man nach Zitaten zum Thema „Triathlon“ stößt man auf den folgenden Sinnspruch von Goethe „Alles ist schwer, bevor es leicht ist“ – gibt es während eines Triathlons wirklich Momente der Leichtigkeit?

Annika Hartmann: Während eines Triathlons befinde ich mich die meiste Zeit an meiner Leistungsgrenze, in diesen Momenten fühlt sich (leider) nichts leicht an. Es gibt nur wenige Momente, in denen man sich kurz ausruhen kann. Eine Art der Leichtigkeit spüre ich, wenn mir Menschen am Streckenrand zujubeln und mich anfeuern.

2015 haben Sie – das Abi frisch in der Tasche – Ihren ersten Triathlon absolviert, gleich den 3. Platz in der Altersklasse TW 20 (unter 20-Jährige) belegt und damit den Grundstein für Ihre Karriere als Triathletin gelegt. Was hat dieser Überraschungserfolg mit Ihnen gemacht?

Das war ein toller Moment. Ich wusste während des Rennens gar nicht, dass ich zu dem Zeitpunkt auf dem dritten Platz in meiner Altersklasse war, sondern habe einfach versucht, den Wettkampf so gut es geht zu beenden. Ich kann mich noch sehr gut an das Gefühl erinnern, als ich von der Rad- auf die Laufstrecke gewechselt bin. Meine Beine waren unfassbar schwer, aber ich habe es bis zum Ende durchgezogen und das hat mich glücklich und stolz gemacht. Ab diesem Moment wusste ich, dass Triathlon mein Sport ist. 

Meine Beine waren unfassbar schwer, aber ich habe es bis zum Ende durchgezogen und das hat mich glücklich und stolz gemacht.

Annika Hartmann

Und wie ging es danach für Sie weiter?

Mein Studium war mental sehr fordernd – viel Lernen, viele Klausuren, kaum Pausen. Ich habe festgestellt, dass mir Sport sehr viel Energie gibt. Wenn mein Kopf vom vielen Lernen voll war, bin ich oft rausgegangen, joggen oder Rad fahren, und danach wieder erfrischt an den Schreibtisch zurückgekehrt. Mit der Zeit erhöhte sich so auch mein Sportpensum. Ich habe während dieser Zeit auch an Triathlons und Mountainbike-Rennen teilgenommen und bin dann 2018 dem Triathlon-Verein „Trianhas VfL Bad Arolsen“ beigetreten, da das Training in der Gruppe einfach mehr Spaß machte. Nach meinem Abschluss 2021 startete ich dann bei Hessen Mobil und konnte dank geregelter Arbeitszeiten weiter trainieren. 2022 nahm ich dann erstmals an Regionalligawettkämpfen teil, begann meinen Trainingsalltag zu strukturieren und konnte dadurch eine deutliche Leistungssteigerung erreichen.

Im Winter 2022/2023 kam mir die Idee, eine andere Art des Triathlons auszuprobieren und meinen ersten Cross-Triathlon zu absolvieren (Schwimmen, Mountainbiken und Trailrunning). Für die Saison 2023 nahm ich mir einen Trainer, der mich bei der Trainingsplanung unterstützte. Neben einigen heimischen Wettkämpfen trainierte ich überwiegend für den XTERRA-Cross-Triathlon in Zittau, bei dem auch die deutsche Meisterschaft ausgetragen werden sollte. Dort belegte ich in meiner Altersklasse überraschend den 2. Platz und qualifizierte mich für die Weltmeisterschaft in Italien. Im September reiste ich mit Familie und Freunden nach Molveno, startete in der offenen Klasse mit insgesamt 170 Triathletinnen aus der ganzen Welt. Nach 3 Stunden und 51 Minuten erreichte ich als 10. von 170 Teilnehmerinnen und als 3. in meiner Altersklasse das Ziel. Diesen Moment werde ich nie mehr vergessen, das war einfach ein überwältigendes Gefühl. Kurz vor Weihnachten erhielt ich die Nachricht, dass ich aufgrund meiner Ergebnisse in die Eliteklasse aufgenommen wurde. 2024 startete ich erstmals als Profi bei den XTERRA-Wettkämpfen.

Annika Hartmann im Kreise ihrer Kolleginnen und Kollegen
Annika Hartmann im Kreise ihrer Kolleginnen und Kollegen der Verkehrsinfrastrukturförderung Nord.

Das sind tolle Erfolge, die sich natürlich nicht von selbst einstellen, sondern sicherlich auf einem regelmäßigen und ausgefeilten Training beruhen. Wie bereiten Sie sich auf einen Wettkampf vor und wie lässt sich ein solches Training mit Ihrem Job bei Hessen Mobil vereinbaren?

Mein Trainer erstellt mir für jede Saison einen individuellen Trainingsplan. Los gehts mit dem strukturierten Training ab Januar. Meine Saison endet aktuell immer im September. In den neun Monaten trainiere ich durchschnittlich 10 Stunden in der Woche (Schwimm-, Rad- und Lauftraining sowie Krafttraining und Dehnübungen). Durch die geregelte Arbeitszeit kann ich häufig ohne Probleme nachmittags und abends trainieren. Im Sommer nutze ich auch gerne mal die Gleitzeit und gehe noch vor der Arbeit ins Schwimmbad.

Sie investieren demnach viel Zeit in Ihre sportliche Leidenschaft – was treibt Sie an?

Da gibt es viele Gründe: Vor allem ist es der Spaß an der Bewegung. Es gibt nichts Schöneres als draußen an der frischen Luft zu sein und Sport zu machen. Triathlon ist außerdem ein sehr vielseitiger Sport. Man muss nicht nur eine Disziplin beherrschen, sondern direkt drei. Die richtigen Intensitäten und Umfänge zu trainieren, ist komplex und spannend. Natürlich spielt für mich auch die Leistung eine wichtige Rolle und der Vergleich mit den Mädels bei den Wettkämpfen,

Was halten eigentlich Ihre Kolleginnen und Kollegen von Ihrer Begeisterung für den Triathlon?

Meine Kolleginnen und Kollegen stehen voll hinter mir und gehören zu meinen größten Fans. In diesem Jahr haben sich auch einige die Liveübertragung der Weltmeisterschaft im Internet angeschaut, was mich sehr gefreut hat.

Meine Kolleginnen und Kollegen stehen voll hinter mir und gehören zu meinen größten Fans. In diesem Jahr haben sich auch einige die Liveübertragung der Weltmeisterschaft im Internet angeschaut, was mich sehr gefreut hat.

Annika Hartmann

Inzwischen absolvieren Sie auch sogenannte Cross-Triathlons, eine Variante des Triathlons, bei der die Disziplin Radfahren auf einem Mountainbike absolviert wird und in der Laufdisziplin ein Querfeldeinlauf stattfindet – was reizt Sie an dieser Triathlon-Variante?

Für mich stellt diese Art des Triathlons eine neue Herausforderung dar. Am Cross-Triathlon reizen mich vor allem die technischen Abschnitte beim Mountainbiken sowie beim Laufen und die Tatsache, dass man die ganze Zeit in der Natur unterwegs ist. Außerdem müssen bei einem Cross-Triathlon die Kräfte ganz anderes eingeteilt werden, da deutlich mehr Höhenmeter zu überwinden sind als bei einem „normalen“ Triathlon.

Im Wettkampf wird es sicher auch mal Momente geben, in denen man die Zähne mehr zusammenbeißen muss als in anderen – gibt es einen Gedanken, der Sie motiviert, genau in solchen Momenten dranzubleiben und eben nicht aufzugeben?

Es gibt natürlich immer wieder Situation, in denen man die Zähne zusammenbeißen und Durchhaltevermögen zeigen muss. Jedoch ist dies von Situation zu Situation unterschiedlich. Hier kommt es meiner Meinung nach darauf an, seine eigenen Grenzen nicht zu stark zu überschreiten. Im Wettkampf versuche ich immer, ehrlich zu mir selbst zu sein. Ich denke während des Wettkampfes darüber nach: Schaffe ich das oder schaffe ich es nicht? Überholen mich zum Bespiel Frauen, die diesen Sport beruflich ausüben, lasse ich sie an mir vorbeiziehen, weil ich weiß, dass es sinnlos ist dranzubleiben. Wenn ich aber weiß, dass meine Konkurrenz ähnlich stark ist wie ich, bleibe ich dran und kämpfe bis zum Ende des Wettkampfes.

Annika Hartmann bei der Weltmeisterschaft in Italien

Wie ist dieses Jahr aus sportlicher Sicht für Sie gelaufen?

Besser als gedacht. Im März wurde ich durch eine Verletzung am Bein ausgebremst. Aufgrund der Verletzung musste ich meine Laufumfänge deutlich reduzieren und habe meinen Fokus auf die anderen beiden Disziplinen gelegt. Aber Verletzungen bleiben leider nicht aus, das kann immer mal passieren. Trotz dieser Einschränkung habe ich dieses Jahr an drei XTERRA-Wettkämpfen teilgenommen, um in die Wertungsklasse „Elite“ hineinschnuppern zu können. Ich habe mich für einen Wettkampf in Belgien, in Deutschland (Zittau) und Italien (Weltmeisterschaft) entschieden und ich bin sehr zufrieden mit meinen Ergebnissen. Neben diesen Hauptwettkämpfen habe ich an heimischen Triathlons teilgenommen und durfte erneut in der Regionalliga der Frauen starten. Es war ein Jahr voller neuer Erfahrungen, und ich freue mich schon auf die kommende Saison.

Sie können bereits auf tolle Erfolge als Triathletin zurückblicken – was für sportliche Ziele haben Sie sich noch gesetzt?

In diesem Jahr wurde bei der XTERRA-Weltmeisterschaft verkündet, dass die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr erneut in Italien stattfinden wird. In den darauffolgenden Jahren soll der Austragungsort in den asiatischen Raum verlegt werden, sodass eine Teilnahme für mich dann nicht mehr in Frage kommt. Deshalb möchte ich im nächsten Jahr erneut an einigen XTERRA-Wettkämpfen teilnehmen, um meine Saison im September in Italien erfolgreich zu beenden. Um mich auf die kommende Saison vorzubereiten, hat mir Hessen Mobil eine Freistellung ermöglicht, sodass ich im kommenden Jahr für einen Monat im Ausland trainieren kann. Neben den Cross-Triathlon-Veranstaltungen möchte ich im kommenden Jahr außerdem erneut an allen heimischen Wettkämpfen teilnehmen.

Wir drücken Ihnen die Daumen! Vielen Dank für die Einblicke.

 

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Hessen Mobil-Mitarbeitendenmagazin "aktuell." erschienen.

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