„Ein Werk erfordert umso mehr Vorarbeit, je bedeutender und schwieriger es ist.“ Mit diesem Zitat des französischen Autors Henri de Saint-Simon (1760-1825) eröffnete am gestrigen Dienstag, den 23. Juli, Markus Schmitt, Dezernent für Planung und Bau für Hessen Mobil Südhessen, gemeinsam mit Bürgermeister Mark Pullmann und Matthias Sottong, Geschäftsführer des Abwasserverbandes Mümling-Gersprenz, den neuen Radweg zwischen Groß-Zimmern und Klein-Zimmern.
„Ich glaube, dass dieses Projekt in seiner eindrucksvollsten Weise zeigt, wie komplex sich die Planung einer neuen Geh- und Radwegeverbindung zeigen kann und wir sind froh und stolz, dass wir mit der heutigen Verkehrsfreigabe den gelungenen Abschluss dieses herausfordernden Prozesses feiern können.“ fügte Markus Schmitt hinzu.
Der Planungsauftrag an Hessen Mobil für einen straßenbegleitenden Radweg im Zuge der L 3115 wurde bereits in den 90er Jahren erteilt. Ziel war es eine Geh- und Radwegeverbindung zwischen dem Ortsteil Klein-Zimmern und der Kerngemeinde Groß-Zimmern zu schaffen.
Im Ortsteil Klein-Zimmern befindet sich keine weiterführende Schule, aus diesem Grund besteht der Rad- und Fußverkehr überwiegend aus Schülerinnen und Schülern, die hier zwischen den Ortsteilen pendeln. Zudem befinden sich in Groß-Zimmern Sport- und Freizeitanlagen wie Sport- und Fußballvereine, ein Angelsportverein und Hundeverein.
Zu Fuß Gehende und Radfahrende waren gezwungen, diese Strecke auf der rund 6 Meter breiten Landesstraße zurückzulegen. Auf dem neuen Geh- und Radweg sollte sich, so Ziel der Planungen, der unmotorisierte Verkehr sicher und getrennt vom Straßenverkehr zwischen Klein-Zimmern und Groß-Zimmern fortbewegen können.
Erste Ideen lagen Anfang der 2000er Jahre vor. Dabei wurden verschiedene, mögliche Varianten untersucht und abgewogen. Schließlich wurde festgelegt, den Rad- und Gehweg nördlich der L 3115 zu führen.
Im weiteren Planungsprozess wurde zudem entschieden, die stark sanierungsbedürftigen Brücken UF Flutgraben und UF Katzengraben durch Neubauten zu ersetzen und in diesem Zuge mit breiteren Kappen für den neuen Geh- und Radweg zu versehen.
Die Bauarbeiten konnten schließlich nach Abschluss der Planungen im September 2022 beginnen und am gstrigen Dienstag abgeschlossen werden.
Der neue Geh- und Radweg führt nun mit einer Breite von 2,50 Meter und einer Länge von rund 660 Meter von der Zufahrt „Hans-Geiß-Weg“ bis zum Beginn des bereits bestehenden Radweges im Bereich des St. Josephshauses in Klein-Zimmern.
Eine notwendige Fischaufstiegsanlage im Katzen- bzw. Flutgraben im Auftrag des Wasserverbandes Gersprenzgebiet wurde aus bautechnischen Gründen ebenfalls in die Gesamtmaßnahme aufgenommen. Um die Maßnahme zu komplettieren, wurde zudem die Fahrbahn der Landesstraße grundhaft erneuert.
Auch Bürgermeister Mark Pullmann zeigte sich beim Pressetermin erfreut, dass der neue Geh- und Radweg nun endlich den Ortsteil Klein-Zimmern und die Kerngemeinde Groß-Zimmern verbindet.
„Ich freue mich, dass die geplante Bauzeit von zwei Jahren eingehalten werden konnte. Schön, dass beide Ortsteile nun auch über die Straße wieder miteinander verbunden sind und die Fische des Katzengrabens über eine Treppe in die Gersprenz kommen.““ bekräftigte er.
Und Matthias Sottong ergänzte: „Wir freuen uns, dass wir es bei diesem Projekt gemeinschaftlich geschafft haben, alle möglichen Synergieeffekte auszunutzen. Mit dem Bau der neuen Fischaufstiegsanlage können nun die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der EU erfüllt werden und die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers ist wiederhergestellt. 18 Becken werden künftig dafür sorgen, dass Fische die Höhendifferenz zur Gersprenz passieren können.“
Um die Unterhaltung der Fischaufstiegsanlage sicherzustellen, musste im weiteren Planungsprozess die Gradiente der L 3115 und des Radweges angehoben werden. Im Zuge der Neuplanung der Bauwerke veränderte sich daher auch deren Konstruktionshöhe um rund 80 Zentimeter.
Die Gradiente wird dann im Auslaufbereich des Damms vor den vorhandenen Brückenbauwerken wieder auf den Bestand zurückgeführt, da sich die Fahrbahn der L 3115 sich vom Bauanfang bis zu den bestehenden Brückenbauwerken im Überschwemmungsgebiet befindet und das Gebiet östlich der Gersprenz im Hochwasserfall als Retentionsraum dient.
Die Baukosten der gesamten Maßnahme belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Der Wasserverband Gersprenzgebiet ist mit Kosten von rund 1,2 Millionen Euro für die Herstellung der Fischaufstiegsanlage an den Gesamtkosten beteiligt.