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Südhessen

Machbarkeitsuntersuchung Raddirektverbindung

Hessen Mobil stellt Untersuchung vor - Empfehlung zur Führung der Raddirektverbindung entlang der Bundesstraße

Lesedauer:2 Minuten

Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum (HMWVW) hat Hessen Mobil mit der vorliegenden Machbarkeitsuntersuchung für eine Raddirektverbindung beauftragt. In dem Betrachtungsraum zwischen der Gabelung der Bundesstraße B 3 und der Landesstraße L 3100 in Zwingenberg und der Kreuzung der Landes- bzw. Bundesstraße mit der B 426 in Darmstadt-Eberstadt soll eine geeignete Route gefunden werden.

Anforderung an eine Raddirektverbindung (RDV)

Grundsätzlich haben Raddirektverbindungen eine Mindestlänge von 5 km und werden von mehr als 1.500 Radfahrenden pro Tag genutzt. Das HMWEVW hat für RDV festgelegt, dass auf 80% der Gesamtstrecke folgende Qualitätsstandards einzuhalten sind:

  • hohe Oberflächenqualität
  • direkte Führung
  • Entwurfsgeschwindigkeit von 30 km/h
  • an Knotenpunkten überwiegend bevorrechtigt
  • geringe Verlustzeiten (15 s/km außerorts/30 s/km innerorts)
  • Steigung unter 6 %
  • grundlegende Trennung von Rad- und Fußverkehr anstreben
  • Alltagsradverkehr (Pendelnde: Arbeit, Ausbildung, etc.)
     

RDV außerorts werden in der Regel im einseitigen Zweirichtungsverkehr mit einer Breite von 3,5 m geführt. Ein exemplarischer Ausschnitt (RDV-11) gemäß Qualitätsstandards und Musterlösungen ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.

Abbildung 1: Systemquerschnitt B 3 (RDV-11)
Abbildung 1: Systemquerschnitt B 3 (RDV-11)

Varianten

Im Zuge der Machbarkeitsuntersuchung wurden folgende Varianten betrachtet:

  • Variante 1: entlang B 3
  • Variante 2: entlang L 3100
  • Variante 3: entlang L 3100 - L 3103 - B 3
  • Variante 4: entlang L 3100 – Wirtschaftsweg/ Fahrradstraße – entlang B 3
Abbildung 2: Übersichtskarte Varianten
Abbildung 2: Übersichtskarte Varianten

Variantenbewertung

Es wurden folgende Kriterien untersucht:

Qualitätsstandards für Raddirektverbindungen

  • Alle Varianten erreichen bei einer Länge zwischen 9,3 und 9,9 km die geforderte Mindestlänge von 5 km. Zudem wird eine hohe Oberflächenqualität und eine direkte Führung vorausgesetzt.

Verkehrliche Aspekte

  • Die Zeitverluste geben die Dauer an, die für das Abbremsen, Warten und Anfahren an Knotenpunkten benötigt wird. Innerhalb der beengten Ortsdurchfahrten lassen sich keine Führungsformen nach RDV-Standard umsetzen. Eine Führung auf Schutzstreifen sollte bei einer RDV nicht angewendet werden und ist zudem auf Grund der geringen Straßenbreiten (< 7,5 m) in den Ortslagen größtenteils hier nicht umsetzbar. Die Varianten 2 und 3 erfüllen diese Kriterien nicht.

Umwelt

  • Die Aspekte von Natur und Landschaft wurden ebenfalls geprüft. Die Schutzgebiete sind in der Abbildung 2 dargestellt. Die potenzielle Betroffenheit kann erst im Zuge der weiteren Planung ermittelt werden und ist bei der Gewichtung der Varianten nicht planungsrelevant.

Nutzen-Kosten-Analyse

  • Bei allen Varianten übersteigte der Nutzen die Investitionskosten.
Abbildung 3: Ortsdurchfahrten (OD) an B 3 und L 3100
Abbildung 3: Ortsdurchfahrten (OD) an B 3 und L 3100

Die wesentlichen Bewertungskriterien sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst. Die ausführliche Bewertung der Ergebnisse kann der Machbarkeitsuntersuchung entnommen werden.

BewertungskriteriumVariante 1Variante 2Variante 3Variante 4
Länge9,303 km9,251 km9,469 km9,936 km
Einhaltung Standard RDV80 %52 %68 %91 %
Umwegfaktor1,01,01,021,07
Zeitverluste Durchschnittswert16,1 s/km24,9 s/km18,5 s/km13,1 s/km
Reisegeschwindigkeit22,5 km/h21,3 km/h22,2 km/h22,9 km/h
Gesamtkosten mit Planung15.705.000€10.176.000 €13.048.000 €14.815.000 €
Nutzen-Kosten-Faktor1,62,41,91,6
Zielerreichungjaneinneinja

Tabelle 1: Bewertungskriterien

Fazit

Durch die Bewertung der Varianten geht eine klare Empfehlung zur Führung der Raddirektverbindung entlang der B 3. Variante 4 schneidet hierbei im Vergleich zu Variante 1 bei den meisten Bewertungspunkten besser ab. Insbesondere kann die beengte Ortsdurchfahrt von Bickenbach keine weiteren Verkehre aufnehmen und die Anforderungen an eine Raddirektverbindung erfüllen. Zudem lässt sich bei V 4 auf Grund der erhöhten Reisegeschwindigkeit, geringsten Zeitverluste der größte Anteil an Umsetzung der Qualitätsstandards erreichen.

Somit wurde das Ziel der Machbarkeitsuntersuchung erfüllt und eine Vorzugstrasse gefunden. Der Abschnitt zwischen Darmstadt-Eberstadt und Bickenbach entspricht einer unselbstständigen Radverkehrsverbindung, somit liegt die Baulastträgerschaft beim Bund. Die Umfahrung von Bickenbach entspricht einer eigenständigen Verbindung und die Baulastträgerschaft liegt somit bei den Eigentümern der Wegeparzellen. Die genaue Führung zwischen Bickenbach und Zwingenberg bedarf es einer genaueren Betrachtung im Zuge einer Voruntersuchung.

Ausblick

Auf Grundlage der Machbarkeitsuntersuchung hat Hessen Mobil durch das HMWVW den Planungsauftrag für den unselbstständigen Abschnitt zwischen Darmstadt-Eberstadt und Bickenbach erhalten. Die Raddirektverbindung wird von dem Knotenpunkt B 3/B 426 (Karlsruher Straße/ Heidelberger Landstraße) bis zum Abzweig der Vorzugsvariante auf den Wirtschaftsweg vor Bickenbach (Maislabyrinth) geplant. Der Anschluss an die bestehende Radverkehrsinfrastruktur in Bickenbach wird durch die Planung ebenfalls berücksichtigt.

Südhessen

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Sachgebietsleiter Jochen Vogel

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